Gedanken

Gagen & Krise…. © Christian Wienke

Dank der Coronakrise haben wir leider viel mehr Zeit, als wünschenswert wäre und haben uns mal einige Gedanken rund um unsere Firma gemacht. Dabei geht es nicht um die derzeitige Krise per se, die spielt in den Überlegungen aber doch eine gewisse Rolle.    

Wir haben uns gefragt, was sehen unsere Kunden nachdem sie uns gebucht haben?

Diese Frage ist, bezugnehmend auf eine Hochzeit, schnell beantwortet. Das Brautpaar und die Gäste erscheinen am Veranstaltungsort und unsere Technik steht bereits, auch der DJ ist bereits vor Ort. Auf einer Hochzeitsfeier, die in der Regel viel früher beginnt als zum Beispiel ein runder Geburtstag, gibt es für das Brautpaar viele emotionale Momente und im Idealfall fällt der DJ erst einmal gar nicht auf, auch wenn er bereits Musik für den Empfang und während des Essens spielt. Erst wenn die Tanzfläche eröffnet wird, ganz oft rund um 21:00 Uhr, tritt der DJ erstmalig bewusst in Erscheinung. Aus Erfahrung wissen wir, dass viele Hochzeiten ca. um 03:00 Uhr enden. Das bedeutet der DJ spielt etwa 6 Stunden für die Tanzparty und mal ehrlich, dafür wird er ja auch gebucht. Das letzte was das Brautpaar sieht ist, dass der DJ am Ende 940,00 Euro kassiert und nachrechnet dass es, gemessen an den 6 Stunden, einen Stundenlohn von 156,00 Euro ergibt. Selbst mit der Musikspielzeit ab Empfang der Gäste, sind es immer noch 94,00 Euro.
WOW ist das teuer!

Was aber steckt wirklich hinter unseren Gagen?   

Bevor wir anfangen, die o.g. Gage ist brutto und nach Abzug der MwSt. bleiben noch 76,00 Euro.
Bei unserer Preiskalkulation spielen viele Dinge eine Rolle. Wir benötigen professionelle Ton- und Lichttechnik inkl. Steuermöglichkeit, CD Player oder Controller und PCs, um aus unserer Musik einen tollen Mix zu generieren und die Lichttechnik zu steuern. Neben den hohen Anschaffungskosten müssen wir dafür sorgen das unsere Technik geprüft und gepflegt wird, da es oft genutzt und stark beansprucht wird. Nach durchschnittlich 3 Jahren ist die Technik abgespielt und sollte erneuert werden, um die Ausfallsicherheit zu minimieren und damit die Töne Spaß machen und nicht in den Ohren schmerzen.

Natürlich laufen in unserer Firma auch andere Kosten auf, welche auf die Veranstaltungen umgelegt werden müssen. Miete und Lagerkosten, Bürotechnik und Material, Telefon- und Internetverträge, Steuern und Versicherung für PKW/Transporter und unsere Anhänger, Betriebshaftpflicht- und Technikversicherung, Beiträge für IHK und Berufsgenossenschaft. Ein nicht zu unterschätzender Posten ist auch die Musikbeschaffung, da wir unseren Bestand ständig erweitern müssen um aktuell zu bleiben und jedes Musikstück legal erworben wird. Mitgliedschaften in Bemusterungs- und Musiksteamingportalen verursachen wiederkehrende Kosten. Auch müssen DJs ihren digitalen Musikbestand von der GEMA lizenzieren lassen. (Was nichts mit den GEMA Gebühren für Veranstaltungen zu tun hat, da diese von den Veranstaltern angemeldet und entrichtet werden müssen.)

Neben all diesen fixen Kosten kommen Löhne für Mitarbeiter hinzu, welche nach Bedarf anfallen. Auch fällt neben der eigentlichen Arbeit auf einer Veranstaltung, die Vorbereitung an. Hierzu gehören Bürozeit für Angebote, Bestätigungen, Besprechungen telefonisch und persönlich, die Aufarbeitung der Musikwünsche des Gastgebers, das Konfektionieren und Laden der Technik im Lager und die Planung unseres Ablaufes für den Veranstaltungstag. 

Gewinnmindernd und abhängig vom Umsatz wirken sich auch die Forderungen des Staates durch das Finanzamt aus. Umsatzsteuer, Gewerbe- und Einkommenssteuer sind ein hoher Anteil in unserer Gage. Einige Locations erwarten, für die Empfehlung unseres Angebotes, etwa 10% unserer Gage als Provision, welche dann direkt auf die entsprechende Veranstaltung umgelegt wird. Zugegebenerweise trennen wir uns immer öfter von solch einer Zusammenarbeit.

Was bei unserer Gagenkalkulation bisher noch gar nicht berücksichtigt wurde ist das schaffen von Rücklagen was schwierig umsetzbar ist, wenn wir wettbewerbsfähige Gagen aufrufen möchte. Wann Rücklagen existenziell wichtig werden, sieht man leider gerade während der Coronakrise. Unsere Branche wurde von heute auf morgen und als erstes stillgelegt, von Tempo 100 auf 0 innerhalb von nur einer Woche. Leider, auch wenn bei uns natürlich der Schutz des Lebens vor unserem Geschäft kommt, werden wir erst als letztes wieder arbeiten dürfen.
Bei den Coronahilfen fallen wir in NDS leider komplett durch das Raster und selbst wenn diese bewilligt worden wären, wären nur die laufenden Betriebskosten gedeckt. Diejenigen, welche diesen Job als Hauptberuf ausüben (Soloselbständige Künstler), sind dann gehalten, wenn nötig, Hartz IV zu beantragen. ‘
*Dass wir nicht systemrelevant sind wissen wir natürlich und das ist auch keine Überraschung, aber dass unsere politische Führung uns bescheinigt dass wir überflüssig sind und Aussagen getroffen werden wie: “Kultur ist unwichtig.” oder “Wir können nicht alle retten!” ist für uns dann doch nicht verständlich…*

Dennoch wollen wir positiv denken, auch wenn unser Umsatzverlust 2020 bei über 90% liegen wird, werden wir den Kopf nicht in den Sand stecken und diese Krise überleben! Wir wollen wieder Spaß und Freude verbreiten und freuen uns schon darauf endlich wieder gemeinsam mit Euch zu feiern!

Veröffentlicht in DJ